Anlass für die Reise waren die Zitrustage in Schönbrunn und dort vor allem die Zitrusverkostung. Zur Einstimmung konnte man schon die verschiedensten Zitrusbäume und Bäumchen in der schönen Architektur der Orangerie bewundern. Katharina Seiser, Kulinarikjournalistin, bekannt durch ihren Blog www.esskultur.at und ausgewiesene Zitrusfanatikerin führte durch diese Verkostung.
Es gab Scheibchen von vielen verschiedenen Zitrusfrüchten (alle aus Schönbrunn) zu probieren, darunter Exoten wie Buddhas Hand, Meyer Lemon, der Cedratzitrone ,Diamante‘ und unzählige mehr.
Außerdem gab es auch Früchte in verarbeitetem Zustand wie zum Beispiel Bitterorangenmarmelade vom Zitrusgärtner Heimo Karner selbst gekocht, Kaffirlimettenwasser und mehrere Köstlichkeiten aus der Küche des ,Steirerecks‘, wie z.B. Bitterorangenblütensirup und superfeine kandierte, getrocknete Zitrusscheibchen. Nur schade, dass die Zitrussaison jetzt eigentlich schon zu Ende ist, aber andererseits bleibt dann genug Zeit sich auf die kommende Saison gründlich vorzubereiten, Rezepte zu wälzen und Pläne zu schmieden. Dazu empfiehlt sich das Buch ,Citrus‘ aus der Collection Rolf Heyne und die Bücher des kleinen vacat Verlags. Eines meiner absoluten Lieblingsbücher ist ,Verhüllt um zu Verführen, die Welt auf der Orange‘ von Dirik von Oettingen, eine Kulturgeschichte des Orangenpapierchens.
Meine Kamera wollte leider nicht immer so wie ich wollte, deshalb sind hier nur sehr spärliche Bilder, aber einen ausführlichen und schön bebilderten Bericht zur Zitrusverkostung findet Ihr auch hier.
In Wien gibt es natürlich auch vieles anderes zu erkunden, z.B. den Gewürze- und Kochbuchladen ,Babette‘s‘, die atemberaubend schönen Gläser von Josef Hoffmann und Adolf Loos bei Lobmeyr, denen die altmodische Präsentation leider nicht gerecht wird und das Melonenmokkageschirr, auch von Josef Hoffmann, bei Augarten Porzellan. Zwischendurch gestärkt durch ein Nussbeugerl vom (Bio) Holzofenbäcker Gragger in der Spiegelgasse kann‘s weitergehen ein paar Mitbringsel im ,Schwarzen Kameel‘ aussuchen. Es empfiehlt sich die Mitbringsel am Ende der Reise zu besorgen, die Gefahr dass man sie selbst aufisst ist dann doch recht gross.
Im Museum für angewandte Kunst am Stubenring kann man unter anderem Möbel und Haushaltsgegenstände aus vielen Jahrhunderten bewundern, die meisten Sachen würde man am liebsten gleich mit nach Hause nehmen. Im Untergeschoss befindet sich eine große Abteilung, die sich mit Küchen aller Art beschäftigt, ein Nachbau der, wie ich finde, zu Unrecht verrufenen ,Frankfurter Küche‘ von Margarete Schütte- Lihotzky, diverse mobile Küchen, sehr schöne zeitgenössischen Küchenelemente und natürlich Geschirr, Geschirr, Geschirr.
Im Museumsshop habe ich das Buch vom Metroverlag gefunden: Adolf Loos ,Hummer unter der Bettdecke‘. Allein die Kampfansage gegen die Marillenknödel fand ich so skurril, dass ich es mitnehmen musste. Offensichtlich hatte er als viel beschäftigter Architekt immer noch Energie sich auch über die Ernährung seiner Landsleute Gedanken zu machen.
Nach diesem unerschöpflichen Museum war eine Stärkung dringend erforderlich und da wollte ich das ,Josephbrot Bistro‘ erkunden, das Katharina schon in ihrem Blogpost ,first eatact- joseph bistro‘ beschrieben hatte. So ein Lokal hätte ich in München auch gerne, hohe helle Räumlichkeiten, schlichte Holzmöbel, sehr schön gedeckter Tisch und das Essen genau das, was man sich für ein unkompliziertes Mittagessen oder Abendessen wünscht und das auch noch in Bio Qualität. (Das Frühstück ist sicher auch fantastisch, allein wegen der Backwaren, aber das habe ich nicht mehr geschafft.)
Meine Wahl fiel auf das Clubsandwich mit Salat und als zusätzliche Beilage ein köstliches Ribiselketchup und es hat so gut geschmeckt, dass es das grausige Regenwetter draußen völlig hat vergessen lassen.
Ein Lokal ganz anderer Art, das auch sehr Spaß gemacht hat, ist das ,On Market‘ auf der Linken Wienzeile, also gleich am Naschmarkt. Ein großes Lokal mit wilden Tapetenmustern an der Wand und auch schon tagsüber DJ Musik (zumindest am Samstag) aber mit einer sehr interessanten chinesischen Küche, sehr weit entfernt vom langweiligen europäisierten Chinarestaurant- Essen, absolut empfehlenswert.
Weitere Highlights außerhalb des Kulinarischen waren die temporären Ausstellungen:
– Ausstellung zum Film ,Blow Up‘ von Michelangelo Antonioni in der Albertina und
– Fotoausstellung im Bank Austria Kunstforum ,Stanley Kubrik Eyes Wide Open‘.
Ebenso überwältigend das Naturhistorische Museum mit seiner grandiosen Sammlung von Mineralien und Edelsteinen, die Präsentation in alten Holzvitrinen ist ganz wunderbar.
Für die restlichen Räume hat die Zeit nicht gereicht, einer von vielen Gründen bald wieder nach Wien zu fahren.